Emma by Austen Jane

Emma by Austen Jane

Autor:Austen, Jane [Austen, Jane]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Insel Verlag
veröffentlicht: 2012-03-11T23:00:00+00:00


DREISSIGSTES KAPITEL

Nur eines fehlte noch, damit Emma dem Ball mit ungetrübter Freude entgegensehen konnte: Er mußte auf einen Tag innerhalb der Frist gelegt werden, die Frank für seinen Aufenthalt in Surrey zugestanden worden war, denn bei allem Optimismus, den Mr. Weston zur Schau trug, vermochte sie sich nicht vorzustellen, daß die Churchills ihrem Neffen auch nur einen einzigen Tag über die vereinbarten zwei Wochen hinaus gewähren würden. Aber dies, so fand man, ließ sich nicht einrichten; die Vorbereitungen brauchten ihre Zeit, vor Anfang der dritten Woche war mit ihrem Abschluß nicht zu rechnen, und so mußten sie einige Tage ins Ungewisse hinein planen, weitermachen und hoffen, auf die Gefahr hin – in Emmas Augen eine große Gefahr –, daß alles umsonst sein könnte.

Enscombe verhielt sich jedoch gnädig, wenn auch nicht in Worten, so doch in Taten. Franks Wunsch, länger zu bleiben, stieß zwar offensichtlich nicht gerade auf Begeisterung, traf aber auch auf keinen Widerstand. Alles stand günstig; und da eine Sorge meistens einer neuen Platz macht, verlegte sich Emma, die ihres Balles nun sicher sein konnte, alsbald darauf, sich über Mr. Knightleys empörende Gleichgültigkeit zu ärgern. Sei es nun, weil er selbst nicht tanzte oder weil man ihn in die Planung nicht miteinbezogen hatte, er schien sich einfach nicht dafür interessieren zu wollen und gab deutlich zu erkennen, daß ihn die ganze Vorbereitung völlig kalt lasse und er sich von dem Ball selbst keinerlei Vergnügen verspreche. Als Emma ihm ungefragt einiges davon erzählte, erhielt sie lediglich zur Antwort:

»Na schön, wenn sich die Westons wegen ein paar Stunden lärmender Unterhaltung all diese Arbeit meinen machen zu müssen, habe ich nichts dagegen zu sagen, als daß sie sich, was meinen Zeitvertreib betrifft, nicht den Kopf zu zerbrechen brauchen. O ja, kommen muß ich natürlich; ich kann ja schlecht absagen; und ich werde mich, so gut es geht, wachzuhalten versuchen; aber ich würde viel lieber zu Hause bleiben und mir William Larkins’ Wochenabrechnung durchsehen, muß ich gestehen. – Worin besteht das Vergnügen, bei dem Getanze zuzusehen?! Jedenfalls ist es nichts für mich – ich schaue mir das nie an – ich frage mich, wer daran Spaß finden kann. – Die Tanzkunst muß, so meine ich, wie die Tugend ihren Zweck in sich selbst haben. Unbeteiligte Zuschauer denken gewöhnlich an ganz etwas anderes.«

Dies, so spürte Emma, war auf sie gemünzt, und es erboste sie sehr. Als Kompliment für Jane Fairfax konnte es freilich auch nicht verstanden werden, daß er sich so gleichgültig und so ungehalten zeigte; von deren Ansichten ließ er sich jedenfalls nicht leiten, wenn er den Ball mißbilligte, denn sie genoß den Gedanken daran außerordentlich. Sie blühte richtig auf, ging aus sich heraus und sagte aus eigenem Antrieb:

»O Miss Woodhouse, ich hoffe nur, es kommt nichts dazwischen. Welch eine Enttäuschung wäre das! Ich gebe zu, daß ich mich sehr darauf freue.«

Wenn er der Gesellschaft von William Larkins den Vorzug gab, so also nicht, um Jane Fairfax einen Gefallen zu tun. Nein! Emma war mehr und mehr davon überzeugt, daß Mrs. Weston sich mit diesem Verdacht gewaltig irrte.



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